Vorsorgen

Krisenvorsorge  (von Götz Luther)

I. Bis etwa Jahr 1960 sind die Weidenbacher seit Jahrhunderten gegenüber Krisen gut gewappnet gewesen:
1. die eigenen Gärten versorgten die Familien mit Kartoffeln, Gemüse, Obst. etc- das galt auch im Winter wegen der Einkellerungen und dem Vitamin C aus dem Kappesstein.
2. es gab im Dorf Hühner und deren Futter wurde durch ein Lager im Mäsch-Eck bei Lieschen gesichert. Dort holte man die Säcke mit der Schubkarre ab. Auch wurden im Dorf Schweine und teilweise Kaninchen gehalten. Für den Winter wurde das Fleisch eingepökelt oder geräuchert. Man räucherte im großen Räucherofen, über den die meisten Häuser verfügten.
3. in Säcken lagerte auf dem Dachboden das Brotgetreide für die Familien, die bis zu 8 Kinder hatten.
4. in 2 Dorfläden konnte man sonstige Dinge kaufen, die man benötigte. Die Läden hatten Lagerräume. Adolf Weins baute noch einen großen Lagerraum im Jahre 1960 für das Rosinghaus.
5. es gab auch einige Handwerker und Dienstleister im Dorf. Sie hatten Lagervorräte für ihre Arbeiten. Der Schmied Aker Mates konnte bis zu zwei Monate lang aus seinen Vorräten heraus arbeiten, bevor er wieder nach Gerolstein zur Bahn fahren musste, um neues Material zu kaufen.
6. alle Weidenbacher hatten Holzöfen als Heizung, auf denen man auch kochen konnte. Das Brennmaterial war vor der Haustür im Wald.

Die Weidenbacher waren fast ganzjährig autark. In Kriegszeiten konnten sie sogar noch Verwandte aus der Stadt ernähren.

II. Wie sieht es heute in Weidenbach aus, wenn es mal wieder Krisen gibt. Und die kommen. Das ist sicher.
1. bis auf wenige Ausnahmen gibt es die Gärten nicht mehr.
2. den Kappesstein und die Einkellerungen für den Winter gibt es nicht mehr.
3. Schweine und Kaninchen gibt es im Dorf nicht mehr, zwar einige Hühner, aber deren Futter muss man auswärts kaufen.
4. nirgendwo lagert mehr Brotgetreide.
5. im Dorf ansässige Läden mit eigenem Lagerraum gibt es nicht mehr.
6. von Baufirmen abgesehen gibt es auch keine Handwerker und Dienstleister mehr im Dorf.
7. es gibt nur wenige Holzöfen mehr zur Dekoration; geheizt wird mit Öl oder Strom, gekocht mit Strom.

III. Es gibt zwar Tiefkühltruhen und Kühlschränke, aber deren Volumen ist beschränkt. Und insbesondere brauchen wir zum Funktionieren Strom.
Ohne Strom läuft in Weidenbach gar nichts mehr. Weder die Melkmaschine beim Landwirt noch der Herd, noch der Backofen, noch die Heizung etc.etc.
IV. Oder brauchen wir etwa die frühere Art der Weidenbacher zur Krisenvorsorge nicht? Weil wir Vitamin C in Form von Zitronen jederzeit bei Aldi kaufen können? Weil wir ein dichtes Stromnetz haben und wir auf den Strom vertrauen können? Weil wir Öl und allen Bedarf jederzeit und überall kaufen können?

Nein !!!!! Wir leben in einer globalisierten Welt und da ist alles anders. Aus Kostengründen (Gebäude, Unterhalt, Personal) gibt es fast nirgendwo mehr eine Lagerhaltung. Man hat das System JIT erfunden.(Just in time) Die Lager sind nur kurzfristig während der Fahrt auf den Schiffen, auf den rollenden Lastwagen, im Frachtraum der Flugzeuge und auf der Bahn. Wir haben lange und sehr sensible Lieferketten.

Wenn Lieferketten brechen, führt das schnell zu einem Zusammenbruch in Teilen der Wirtschaft.
Aldi ist davon abhängig, dass die Lieferkette von China bis zu ihm so funktioniert, dass er jeden Tag mit LKW Nachschub in die Läden bringen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass man wochenlang kein Obst oder andere Produkte bekommt. Es besteht die Gefahr, dass Strom ,Öl und anderes nicht geliefert werden können.

Weidenbach war über Jahrhunderte lang klug und hat Krisenvorsorge betrieben, wie ich es oben beschrieben habe. Daran sollten sich die Weidenbacher erinnern. Anders als viele Städter haben sie in ihren Häusern die Möglichkeit, einen kleinen Krisenvorrat vorzuhalten. Viele Konserven sind lange haltbar, länger als das MHD (Mittleres Haltbarkeits Datum) angibt. Denn das MHD druckt der Produzent auf, und der wiederum möchte, dass man möglichst bald wieder kaufen soll.

Das haben mir auch meine Telefonate mit dem Bundesamt für Katastrophenschutz in Bonn bestätigt. Ich habe für uns Weidenbacher vom Bundesamt 100 Exemplare des Büchleins zur Krisenvorsorge zuschicken lassen. Bitte nehmt diese Information und schaut ein jeder für sich, was er für seine eigene Krisenvorsorge tun kann. Wenn es nicht ausreicht, sagt mir Bescheid. Ich kann vom Bundesamt jederzeit weitere Exemplare bekommen.

Der Gemeinderat war vorausschauend und hat mich schon mit den Recherchen zur Krisenvorsorge beauftragt, als man noch nirgendwo vom Corona Virus gehört hatte. In Abstimmung mit unseren Ortsbürgermeister und in Abstimmung mit einigen Fachleuten in unserer Gemeinde werden wir weiter recherchieren, was die Ortsgemeinde Weidenbach selbst für sich und für ihre Einwohner noch alles tun kann.

Wir sind dazu im Kontakt mit dem Bundesamt und auch mit Herrn Leuer vom Kreis Daun. Wir wollen auch noch Kontakte zum Land Rheinland-Pfalz knüpfen und mit dem Erftkreis sprechen , der sich schon vor uns mit dem Thema Stromversorgung in Krisenzeiten beschäftigt hat.

 

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